Mittwoch, 18.04.2007

Erinnerungszimmer für Demenzpatienten im „Rochus“ eröffnet

Der Raum soll für demenziell erkrankte Menschen Teil einer biografischen Pflege sein.

Telgte. Die Stube ist gemütlich eingerichtet. In einem braunen Wohnzimmerschrank stehen Blümchensammeltassen aus den 50er Jahren. Dazu Souvenirs aus dem Marienwallfahrtsort Telgte. Die schmucke Sitzgruppe mit Nierentisch und Häkeldecken erinnert an deutsche Nachkriegszeit. Das Landschaftsölgemälde vervollständigt den Eindruck!

Diese nostalgische Stube steht seit diesem Frühjahr nicht zufällig im St. Rochus-Hospital in Telgte. Der Raum trägt den Namen Erinnerungszimmer und soll für demenziell erkrankte Menschen Teil einer biografischen Pflege sein, wie Vertreter der Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie jetzt in einem Pressegespräch erläuterten. „In diesem Raum finden unsere Patienten schnell Bezüge zu ihrer eigenen Geschichte, so dass sie Sicherheit und Vertrauen gewinnen“, erläutert Stationsleiterin Petra Hannig. „Das Kurzzeitgedächtnis ist eingeschränkt, das Langzeitgedächtnis funktioniere aber oft noch gut“, betont Oberarzt und Internist Dr. Manfred Kolck. „Durch das Entführen in die Vergangenheit, in welcher sich Alterspatienten auskennen, entwickeln sie Selbstwertgefühl.“

Stationsleiterin Claudia Meyknecht zeigt einen anderen Teil des Erinnerungszimmers mit Dampfbügeleisen, Marktwaage und Kirschentkerner. „Bekannte Gegenstände stärken die Identität und stärken die emotionale Stabilität“, betont die Fachfrau. Pflegedirektor Matthias Krake freut sich über das Pilotprojekt in deutschen psychiatrischen Fachkrankenhäusern. „Nicht die Defizite der Patienten stehen beim Kaffeetrinken oder Kartenspielen in der „guten Stube“ im Mittelpunkt. Hier aktivieren wir alte Erinnerungen als Möglichkeit zum Wohlfühlen und Aktivieren verschütteter Ressourcen“, so Krake.

Das Erinnerungszimmer ist noch nicht endgültig eingerichtet. Wer den gerontopsychiatrischen Stationen Gardinen, Stores, alte Tageszeitungen und Magazine oder jahreszeitbedingten Schmuck zur Verfügung stellen kann, darf sich unter der Telefonnummer 02504/60242 auf Station Klara unter dem Stichwort „Erinnerungszimmer“ gerne melden. Der nostalgischen Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.