Mittwoch, 07.12.2011

Fachtagung „60 plus und süchtig“ des Peplau-Kollegs Telgte

Im St. Rochus-Hospital Telgte fand die diesjährige Kooperationsveranstaltung des Peplau-Kollegs und der Zentralen Akademie für Gesundheitsberufe in Gütersloh zum Thema „60 plus und süchtig“ statt. Zu Beginn gab Dr. Silke Kuhn vom Zentrum für interdisziplinäre Suchtforschung Hamburg einen Überblick zu Besonderheiten der Suchterkrankung im Alter.

110 Besucher der Fachtagung „ 60 plus und süchtig“ erlebten fachkundige Referenten und angeregte Diskussionen.

Dabei betonte sie, dass Suchtmittelabhängigkeit in dieser Lebensphase eine stille Sucht sei. „Das Interesse für Sucht und Prävention im Alter ist gering. Alte suchtkranke Menschen fallen nicht sehr auf: Sie pöbeln nicht in der Disco, sie haben keine Fehltage am Arbeitsplatz und sie sind kein öffentliches Ärgernis“.

Prof. Siegfried Weyerer vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim referierte im Anschluss zum Thema Gebrauch und Missbrauch von Alkohol und Medikamenten in Einrichtungen der stationären Altenhilfe. So ist z. B. Alkoholmissbrauch in Altenheimen ein wesentlicher Risikofaktor für Sturzwahrscheinlichkeit.

Vom Institut für Suchtforschung der FH Frankfurt/M. trug Prof. Irmgard Vogt zu Lebenslagen und Gesundheit älterer drogenabhängiger Menschen vor. Nach der aktuellen Datenlage geht man von 60.000 bis 80.000 Drogenabhängigen über 40 Jahre aus, von denen die meisten einen chronischen Krankheitsverlauf haben. Die alterstypischen biologischen Veränderungen beobachtet man bei Drogenabhängigen früher als an Nicht-Abhängigen. Mit 45-50 Jahren entsprechen sie biologisch gesehen den Alten.

Die Pflege älterer suchterkrankter Menschen im klinischen Bereich wurde von Jürgen Hollick (Bildungszentrum Kloster Irrsee) aufgegriffen. Zum Abschluss stellte Hans-Wilhelm Nielsen, Leiter des Suchthilfezentrums Schleswig, das Bundesmodellprojekt „Psychosoziales Netzwerk Sucht im Alter“ vor. Ein zentraler Aspekt der Vernetzung liege, so Nielsen, in der Qualifizierung der Mitarbeiter der Suchtkranken- und der Altenhilfe. Die Mitarbeiter des jeweiligen Arbeitsfeldes sind inhaltlich in aller Regel nur „im eigenen Fach“ firm und erwerben über Fort- und Weiterbildung so die notwendigen Kompetenzen zur Bewältigung der bis dahin „fachfremden“ Anforderungen. So sind sie in der Lage, sowohl therapeutisch als auch steuernd und koordinierend im Hilfesystem tätig zu werden.

Die von den Organisatoren interdisziplinär und Versorgungssektoren übergreifend angelegte Veranstaltung war von regen Diskussionen der 110 Teilnehmer sowie den wissenschaftlich fundierten und praxisnahen Vorträgen geprägt. So konnte die Tagung dazu beitragen, für diese wichtige gesellschaftliche Aufgabe, in gemeinsamer Verantwortung aller beteiligten Akteure, zu sensibilisieren.