Mittwoch, 07.11.2007

Entlassungsvorbereitung

– einer der wichtigsten Bausteine in der psychiatrischen Pflege!

Telgte.  „Mit wem kann ich denn reden, wenn es mir wieder schlechter geht? Wie organisiere ich das mit meinen Tabletten? Wie reagiere ich, wenn ich bestimmte Personen wiedersehe? Wie baue ich Entspannungszeiten in meinem Alltag ein?“

Diese Fragen stellen psychisch kranke Menschen, die sich in stationäre oder teilstationäre Behandlung begeben haben.

Psychiatrisch Pflegende haben die Aufgabe, die Patienten im Rahmen der Bezugspflege professionell zu begleiten und schon bei der Aufnahme die Entlassung nicht aus dem Blick zu verlieren. Neben den individuell getroffenen Pflegemaßnahmen bietet die Entlassungsvorbereitungsgruppe den Patienten die Möglichkeit, sich in einer geschützten Atmosphäre austauschen und Hilfestellungen zu den eingangs skizzierten Fragen an die Hand bekommen, die sie mit ihrer persönlichen Bezugspflegeperson wiederum vertiefen können.

Die Entlassungsvorbereitungsgruppe basiert auf der Pflegetheorie nach Hildegard Peplau. Mit ihrem Interaktionsmodell wird ein Beitrag zur Qualitätsverbesserung in der psychiatrischen Pflege geleistet. Die Entlassungsvorbereitungsgruppe ist in dem psychiatrischen Pflegealltag eingebaut, institutionell verankert und besitzt Modellcharakter.

Die Stationen Gabriel, Maria Schutz und Monika im St. Rochus-Hospital Telgte haben aufgrund gemeinsamer Ausrichtung ein Bereichspflegekonzept erstellt. Sie sind offene allgemeinpsychiatrische Akutstationen mit je 18 Behandlungsbetten.

Das Bereichspflegekonzept enthält die Pflegedefinitionen der oben genannten Stationen, woraus konkrete Handlungsbeschreibungen in drei zusammengehörenden Handlungsebenen erarbeitet wurden. Die Entlassungs-vorbereitungsgruppe nutzt aus der Peplau`schen Pflegetheorie die Nutzungs- und Ablösungsphase und greift die Handlungsebene „Stationäre und poststationäre Perspektivplanung“ aus dem Bereichspflegekonzept auf.

Die Gruppenstunden sind themengebunden und beinhalten folgende Fragestellungen:

1. Stunde: „Was kann ich tun, wenn es mir wieder schlechter geht?“
2. Stunde: “Was kann ich tun, damit es mir weiterhin gut geht?“
3. Stunde: „Wie lebe ich im Alltag mit meiner Erkrankung?“
4. Stunde: „Wie geht mein Umfeld mit meiner Erkrankung um?“ „Wie verhalte ich mich gegenüber meinem Umfeld bezüglich meiner Erkrankung?“

Durch die Gruppenkonzeption ist ein Einstieg jederzeit möglich.

Für das Projektkonzept der Entlassungsvorbereitungsgruppe wurde Anke Lehmbrock als dessen Verfasserin von der Bundesfachvereinigung Leitender Pflegepersonen in der Psychiatrie (BFLK) e. V. im Landesverband NRW beim 1. BFLK-Pflegepreis 2007 der erste Platz verliehen. Die feierliche Verleihung nahm NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in Telgte vor. Ihre Projektarbeit entwarf sie zuvor im Rahmen der Weiterbildung zur Fachgesundheits- und Krankenpflegerin für psychiatrische Pflege, die sie im April 2006 im Peplau-Kolleg am St. Rochus-Hospital GmbH erfolgreich abgeschlossen hatte.

Im Herbst 2007 haben 20 „Durchläufe“ mit über hundert Patienten stattgefunden.

Das Wissen, eine praxisnahe, aktuelle und zukunftsorientierte pflegerische Gruppe entwickelt zu haben, werden Anke Lehmbrock und die Pflegenden der beteiligten Stationen auch in Zukunft in ihrer pflegerischen Tätigkeit im St. Rochus- Hospital bestärken und motivieren.