„Namibia steht beim Aufbau eines funktionierenden Systems der Altenpflege noch ganz am Anfang und kann von Fachwissen und Erfahrungen aus Deutschland profitieren“, erläutert Professor Dr. Marcellus Bonato vom Fachbereich Pflege und Gesundheit der Fachhochschule Münster. Er koordiniert den Besuch der Gäste aus Afrika und hatte für den ersten Tag gleich das St. Rochus-Hospital Telgte mit seinem Fachbereich Gerontopsychiatrie sowie das Wohnstift St. Clemens, das eng mit dem Hospital kooperiert, in das Besuchsprogramm aufgenommen.
Im „Rochus“ gibt es Betreuungs- und Behandlungskonzepte für alle Formen psychischer Veränderungen und Erkrankungen im Alter, worunter etwa Demenz und Altersdepression fallen. Zwei speziell darauf ausgerichtete Stationen mit zusammen 38 Behandlungsplätzen wurden den Gästen aus Namibia durch die Stationsleiterinnen Christiane Schulz und Petra Hannig vorgestellt. Auch das Erinnerungszimmer und die Therapieküche wurden aufgesucht. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie professionell, zugewandt und wertschätzend hier gearbeitet wird“, waren sich Lucille van der Westhuizen, Dr. Kathie Hofnie-Hoebes und Dr. Louise Pretorius von der University of Namibia schnell einig.
„Zu unserem Konzept zählen spezielle pflegerische Gruppenangebote zur Biographie-Arbeit wie etwa eine Gesprächsrunde für Männer, in der es um den Start der Bundesliga vor 50 Jahren oder alte Automobile geht“, erläuterten Krake und Pflegedienstleiter Matthias Schulte einige Aspekte der Therapie. Manuela de Vaal als Fachaltenpflegerin für Psychiatrie stellte ihr Projekt Gartengruppe vor, in der Alterspatienten an Hochbeeten arbeiten oder rund um Nistkästen die Vogelwelt beobachten.
Handlungsbedarf in der Altenpflege sei in Namibia definitiv gegeben, so Professor Bonato: „Traditionelle Strukturen der Versorgung älterer Menschen brechen weg und die wenigen existierenden Senioren- und Pflegeheime sind ausschließlich für Reiche, zumeist Weiße, erschwinglich“. Assistierende Unterstützung aus Deutschland sei daher auch bei der Etablierung von Strukturen zur Finanzierung der Altenhilfe sinnvoll.